Die Historische Farbstoffsammlung der TU Dresden, eine aus der chemischen Forschung für die chemische Lehre entstandene und somit eigentlich disziplingebundene Sammlung mit dem Schwerpunkt auf der Textilfärberei, spiegelt mit ihrer Fülle materieller Dokumente die Entwicklung der Farbmittel und der Farbenchemie und stellt damit für das Forschungsprojekt FARBAKS einen einmaligen material-, wissenschafts- und technologiehistorischen Erinnerungs- und Wissensspeicher dar. Darüber hinaus attestieren die Farbmuster und Anwendungsbelege, die keinen Lebensbereich auslassen, dieser in ihrem Umfang einzigartigen Sammlung auch über die chemische Fachdisziplin hinaus einen herausragenden kultur- und gesellschaftshistorischen Rang. weiterlesen
Gemeinsam mit den farbwissenschaftlichen Sammlungen der HFBK Dresden und des CICS der FH Köln sowie der wissenschaftshistorischen Sammlung des Ernst-Haeckel-Hauses der FSU Jena ergibt sich für die Erforschung der theoretischen, historischen, material-stofflichen, künstlerischen, gesellschaftlichen, wahrnehmungstheoretischen und experimentellen Fragestellungen von FARBAKS eine einmalige Fachkonstellation für eine multiperspektivischen Forschung.
Es sind in der Sammlung nicht allein die Farbstoffe, sondern auch die Verfahren ihrer Produktion und die in verschiedener materieller Realisierung je unterschiedlichen Alterungsprozesse dokumentiert, was einerseits die Materialität der Farbe insgesamt in einer ganz neuen Weise bewertet, andererseits den Begriff des Sammlungsobjektes eben auch sammlungsstrategisch neu definieren muss. Auf dieser Basis sollen innovative Strategien der Erschließung und Kuratierung erprobt und als wesentliches Element eines Forschungsansatzes eingeübt werden, der die Stofflichkeit in ihrer ihr eigenen Geschichtlichkeit zu erfassen sucht. [A, B]
Die Sammlung dient mit den historischen Pigmenten, Farbstoffen und Farbrezepten den Forschungen und Analysen der anderen Vorhaben im Sinne von Eichmustern als Referenz und stellt damit einen möglichen Urzustand untersuchter Originale zur Diskussion, der vielleicht so durch die Alterungsprozesse nicht mehr gegeben ist. Die damit angesprochene Instabilität von Farbmitteln, ihr Schwinden oder gar der Verlust ihrer Speicherfunktion im Sinne des kulturellen Gedächtnisses, berührt zentrale Forschungen mehrerer Teilvorhaben zur Fotografie-, Kunst- und Architekturgeschichte.
Solcherart zum Forschungsobjekt aufgewertet, erfährt die Sammlung selbst – als Institution – und ihre historisierten Bestände eine Neubewertung als Wissensbasis, vor allem auch im Kontext neuester Farbstoffentwicklungen und Materialdiskussionen (Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit), ebenso auch als Akteur im bundesweiten wissenschafts-kulturellen Dialog des universitären Sammlungsnetzwerks.
Diese genannten Forschungen erfolgen in engem Austausch aller Teilvorhaben von FARBAKS und unter Einbeziehung ausgewählter nationaler und internationaler Kooperationspartner. Einschlägige Forschungseinrichtungen und Anwender werden gebeten, dem Projekt die je unterschiedlichen materiellen Belege, vor allem der speziell konditionierten Farbstoffe, wie auch die zugehörigen theoretischen Referenzen zur Verfügung zu stellen.
Die Historische Farbstoffsammlung der TU Dresden umfasst neben etwa 500 Belegen von Naturfarbstoffen auch ca. 10.000 Einzelmuster synthetischer Farbstoffe. Darüber hinaus beinhaltet sie über 2.000 Gebrauchs-Musterkarten und Musterbücher, zahlreiche Bände mit systematischen Färbemustern und Echtheits- und Textilproben, Farbtafeln und Referenzmaterialien verschiedener Farbsysteme. Schließlich verfügt sie über die Originale aller wissenschaftlichen Diplomarbeiten, Dissertationen und Habilitationen, die im 1892 gegründeten Institut für Farben- und Textilchemie bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts verfasst wurden.