Die wissenschaftlichen Arbeitsziele des Verbundvorhabens FARBAKS sind geprägt durch die Komplexität des Themas Farbe und werden getragen von dem interdisziplinären Projektdesign, mit dem sich FARBAKS insbesondere gegenüber bisherigen Forschungen zum Themenkomplex Farbe auszeichnet. Forschungsbasis bildet der gemeinsame Fokus von Natur-, Gesellschafts- und Geisteswissenschaften auf die Phänomenologie und die Materialität der Farbe, verbunden mit hochkarätigen, vorwiegend universitären farbhistorischen und farbtheoretischen Objektbeständen, vor allem aus den Sammlungen der Verbundpartner und ausgewählter Kooperationspartner, wie z.B. Staatl. Kunstsammlungen Dresden, Stiftung Moritzburg Halle, Deutsche Fotothek/SLUB Dresden. weiterlesen
Im Gegensatz zu den Letztgenannten handelt es sich bei den Sammlungen der Verbundpartner zumeist um Bestände, die aus ihrer Genese als Wissenschaftssammlungen heraus kaum im Bewusstsein der Öffentlichkeit stehen, deren Aktivierung durch und für die aktuelle Dingforschung aber ganz im Sinne der BMBF-Ausschreibung "Die Sprache der Objekte" eine Neubewertung ihrer Potentiale als hochwertige kulturelle Wissensspeicher für Forschung, Lehre, Bildung und die kulturelle Vermittlung in Gang setzen wird.
Mit dem wechselseitigen Diskurs der naturwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Disziplinen über ihre gemeinsamen Forschungsbelange ist als Ziel verbunden, kreative Denkräume zu schaffen, in denen nicht nur projektintern eine gemeinsame Syntax für "Die Sprache der Farben" eingeübt werden kann, sondern auch intelligente Verknüpfungen, neue Kontexte oder Modelle hinsichtlich des Akteurs-Charakters und der Wahrnehmung der Farbe entwickelt, in Versuchsanordnungen geprüft und exemplarisch angewendet werden können. Angrenzende Disziplinen wie die Wahrnehmungspsychologie, die Gestaltungs- und Medienwissenschaften, Bio-, Human- und Geowissenschaften wie auch die Astronomie werden in diesen Denkräumen als Diskurspartner hinzugezogen, um die Komplexität des Objekts Farbe so tief wie möglich ausloten, analysieren und beschreiben zu können. Dies gilt hinsichtlich individueller und kollektiver Wahrnehmungsstrategien und -strukturen, hinsichtlich des Lesens und Interpretierens kultureller Anlagerungen und Einschreibungen in die stofflichen Schichten der Farbe, hinsichtlich zeitlicher Auswirkungen auf den Lebensprozess der farbigen Stoffe und Materialien und der damit verbundenen historisch gewordenen resp. alternden Objektbasis der vorgesehenen Forschungen. Es gilt aber auch hinsichtlich der Potentiale der Farben, als Bedeutungsträger, als gesellschafts- und identitätsstrukturierender Code, als Wissens- und Erinnerungsspeicher, als vielseitiges nonverbales Sprachmedium von der individuellen Interaktion bis hin zur komplexen Wissenschaftssprache zu agieren. Das Modell der interdisziplinären Denkräume gilt auch da, wo es um die Farbe als Transmitter von Bildern, als Medium des Generierens von Wirklichkeiten geht, also um den Bereich der digitalen farb-basierten Medien und ihren Auswirkungen auf Individuum und Gesellschaft. Es garantiert dem Projekt eine komplexe empirische Basis wie auch vielfältige praxisorientierte Anwendungsoptionen seiner Forschungsergebnisse.
FARBAKS erforscht die komplexen Phänomene der Farbe aus mehreren Blickwinkeln, als kulturhistorischen Längsschnitt, dialogisch zwischen Natur- und Geisteswissenschaften bzw. zwischen Theorie und Anwendung, vor allem schwerpunktmäßig nach künstlerischen, gesellschaftlichen, material- und technikgeschichtlichen Fragestellungen. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Experimente und die Versuche mit Probanden, die alle beteiligten Partner mit Blick auf die Forschungen zur Wahrnehmung wie die Entwicklung von Vermittlungsstrategien nutzen werden. Gerade aus diesem Fundus wird die zum Abschluss des dreijährigen Projekts vorgesehene Ausstellung schöpfen, mit der die Verantwortlichen die Ergebnisse ihrer Forschungen der Öffentlichkeit präsentieren wollen.
In dieser Ausstellung soll die Komplexität des Verbundprojekts, wie ein einem Brennglas konzentriert, als ein intellektuell-sinnliches Farb-Licht-Raumerlebnis inszeniert werden. Die weite Palette der geistes- und naturwissenschaftlich-technologischen Forschungsansätze von FARBAKS, das Objekt Farbe als materiellen wie immateriellen Akteur und vielfältig gearteten Speicher in einen weiten analytisch-kritischen Blick zu nehmen, wird sich in der Auswahl signifikanter Exponate spiegeln und soll nicht zuletzt durch einschlägig arbeitende Künstler-Wissenschaftler kommentiert werden.
Aus diesem wissenschaftlich-forschenden und künstlerisch-forschendem Dialog heraus lassen sich einerseits überraschende und faszinierende Farbpositionen und Wahrnehmungsräume inszenieren, andererseits innovative Vermittlungskonzepte und Lehrangebote für Studium, Schule und Ausbildung entwickeln, die innerhalb der Ausstellung mit den BesucherInnen getestet und auch modifiziert werden können. So gesehen versteht sich die Ausstellung selbst wieder als ein Teil des gesamten Forschungsprojekts.
Es ist geplant, an der TU Dresden mit FARBAKS und in Kooperation mit EIPOS e.V. ein interdisziplinäres Wissensforum Farbe mit einem integrierten Lernlabor Farbe zu gründen.